Selbstverständnis

Unsere Organisation als Stadtteilgewerkschaft hat drei wesentliche Charaktere:

Gewerkschaftlicher Charakter
Potsdam ist eine teure Stadt, geprägt von steigenden Mieten, sozialer Ungleichheit und der Verdrängung von Menschen mit niedrigem Einkommen. Wir kämpfen gemeinsam und solidarisch für bessere Lebensbedingungen und gegen diese und andere Ungerechtigkeiten. Das können Probleme mit dem Jobcenter, den Vermieter:innen, der Ausländerbehörde oder auf der Arbeit sein. Wir unterstützen uns gegenseitig und lassen niemanden allein.

Sozialer Charakter
Wir treten für konkrete soziale Verbesserungen in unserem alltäglichen Leben ein. Dazu gehören Wohnraum, Bildung und Gesundheit für alle. Wir wollen eine Stadt ohne Armut, Angst und Diskriminierung. Wir stehen für Zusammenhalt statt Spaltung.

Politischer Charakter
Wir wollen die Ursachen unserer Probleme erkennen und gemeinsam an Lösungen arbeiten. Die ungleiche Behandlung von Menschen können wir nur ändern, wenn wir unsere Gesellschaft grundlegend verbessern. Das ist das langfristige Ziel der Stadtteilgewerkschaft.

Wir teilen folgende Grundsätze:

1 – Mitbestimmung
Die Stadtteilgewerkschaft ist eine basisdemokratische Organisation und hat keine Chefs. Die Organisation gehört den aktiven Mitgliedern, und alle sind gleichberechtigt. Entscheidungen, die gemeinsam getroffen wurden, gelten für alle Mitglieder.

2 – Unabhängigkeit
Uns ist es wichtig, selbstbestimmt zu handeln und unsere Ziele unabhängig zu verfolgen. Die Stadtteilgewerkschaft ist politisch und finanziell unabhängig von Parteien, großen Unternehmen, offiziellen Gewerkschaften und religiösen Einrichtungen. Wir stellen eine Politik infrage, die häufig nur den Interessen von Wenigen dient.

3 – Solidarität
Unsere Stärke liegt darin, dass wir füreinander einstehen. Wir handeln nach dem Prinzip: „Wenn eine Person betroffen ist, sind wir alle betroffen.“ Das bedeutet, wir unterstützen uns, wenn ein Mitglied ungerecht behandelt wird. Wir wehren uns gemeinsam, wenn jemand Ausbeutung oder Unterdrückung erlebt. Gemeinsam sind wir stärker und können unsere Forderungen an Unternehmen, Vermieter:innen oder Behörden besser durchsetzen. Zusammen haben wir weniger Angst und können uns gegenseitig helfen.

4 – Respekt
Respekt ist die Grundlage unserer Zusammenarbeit. Menschen sind unterschiedlich: Sie kommen aus verschiedenen Ländern, haben unterschiedliche Herkünfte, verschiedene Religionen oder keinen Glauben, und sie lieben auf unterschiedliche Weise. Wir treten gegen jede Form von Diskriminierung ein. Vorurteile spalten uns und machen uns schwächer. Deswegen ist es wichtig, dass wir gemeinsam lernen, unsere eigenen Vorurteile zu erkennen und abzubauen. Respektvolles Verhalten ist die Basis unserer Gemeinschaft. Nur so können wir gut zusammenarbeiten und stark bleiben.

5 – Gemeinsam gegen Ungleichheit
In unserer Gesellschaft herrscht eine große Ungleichheit: Es gibt wenige Menschen, die viel Geld, Eigentum, Land und sogar Unternehmen besitzen. Die meisten Menschen müssen arbeiten, um über die Runden zu kommen, und besitzen deutlich weniger. Mit der Stadtteilgewerkschaft setzen wir uns gemeinsam gegen diese Ungleichheit ein. Wir stehen an der Seite derjenigen, die sich abgehängt fühlen und die wenig Beachtung bekommen, trotz der vielen Arbeit im Job oder in der Familie.

7 – Gutes Leben für alle statt Profitzwang
Viele unserer alltäglichen Probleme haben gemeinsame Ursachen. Eine dieser Ursachen ist ein Wirtschaftssystem, das Profite wichtiger macht als die Bedürfnisse der Menschen. Dieses System führt weltweit zu Krisen wie dem Klimawandel, Hunger, wachsender Armut und Kriegen. Ein gutes Leben für alle ist im Kapitalismus nicht möglich. Stattdessen stehen wir für ein solidarisches Wirtschaften ein, wo Mensch und Natur im Mittelpunkt stehen. Alle müssen gleichberechtigt und demokratisch darüber entscheiden können, was die Wirtschaft produziert.

8 – Gemeinschaft
Ein wichtiger Teil unserer Arbeit ist es, eine Gemeinschaft zu schaffen und füreinander zu sorgen. Wir kommen zusammen, lernen uns kennen, kochen, machen Musik, tanzen und unterstützen uns gegenseitig. Diese Gemeinschaft gibt uns Kraft und verbindet uns mit Menschen auf der ganzen Welt, die für eine bessere Zukunft kämpfen.

9 – Vernetzung
Nur wenn viele Menschen gemeinsam handeln und solidarisch zusammenarbeiten, können wir wirklich etwas verändern. Deshalb wollen wir wachsen und uns mit anderen Gruppen in Potsdam und anderen Städten vernetzen, um eine starke soziale Bewegung aufzubauen.

10 – Weltweite Solidarität
Das Leben in verschiedenen Teilen der Welt ist miteinander verbunden. Es gibt weltweite Ungerechtigkeiten, die dazu führen, dass besonders Menschen in ärmeren Regionen unter Krisen wie Klimawandel, Krieg und Hunger leiden. Deshalb denken wir nicht nur an unsere Stadt, sondern über nationale Grenzen hinaus und haben eine weltweite Perspektive. Solange gutes Leben in einem Teil der Welt auf der Ausbeutung von Menschen in einem anderen Teil beruht, kann es keine echte Freiheit für alle geben. Wir setzen uns für eine Welt ein, in der niemand aufgrund von dieser Ungerechtigkeit leiden muss.

11 – Bildung
Es gibt viele Menschen auf der ganzen Welt, die sich schon lange gegen den Kapitalismus und für eine bessere, gerechtere Gesellschaft einsetzen. Im Laufe der Geschichte haben sie viele wertvolle Erfahrungen gemacht und viel Wissen gesammelt. Dieses Wissen gehört allen, die an einer besseren Zukunft arbeiten wollen. Aber nicht jeder Mensch hat Zugang zu diesem Wissen. Deshalb ist uns politische Bildung sehr wichtig. Wir wollen voneinander lernen, unsere Erfahrungen teilen und uns gemeinsam weiterentwickeln. So können wir stärker werden und uns gegenseitig unterstützen, um unsere Ziele zu erreichen.